Die Burgstelle Hälfeberg, Kanton Bern, Schweiz
Koordinaten: 592 420/187 560 (Swissgrid)     N046.83914 E007.33926



Die Burgstelle Hälfeberg, grün eingezeichnet der Graben, rot der Zugangsweg, schwarz markiert das Burgplateau (map.geo.admin.ch)



Folgt man von der bekannten Ruine Grasburg der Sense flussabwärts findet man, nach kaum einem Kilometer, am rechten Flussufer hoch über dem Flussbett auf einem länglichem Sandsteinsporn die Burgstelle Hälfeberg. Die wenig bekannte Anlage liegt mehr als 60m über dem Niveau der Sense und ist von drei Seiten vom steilabfallenden Gelände gut geschützt. Gegen Osten trennt ein künstlicher tiefer breiter Graben die Anlage vom Gelände. Es ist eine einfache Befestigung ohne Vorwerk und Wälle. Dafür ist der Graben sehr tief und breit in den Sandstein gehauen und bildet ein guter Schutz der Anlage gegen Angriffe. Der Felsensporn bildet mehrere Plateaus. Wobei wahrscheinlich nur die beiden Obersten genutzt wurden und künstlich eingeebnet sind. Eine aufgeschüttete Erhöhung am Randes des obersten Plateau zum Graben hin erhöhte die Wehrhaftigkeit der Anlage. Noch sichtbar ist ein Weg der z.T. in den Sandstein gehauenen südlich um die Anlage zum dritten Plateau führt. Der Zugang zur Burganlage? Auf der ganzen Anlage sind keinerlei Mauerreste zu sehen. Auch eine Zysternenloch oder Sod findet man nicht. Also eine Holzburg, geschützt mit hölzernen Palisaden. Von diesen hölzernen Bauten ist nach all den Jahren nichts erhalten geblieben und somit bleibt das aussehen der Burg verborgen. Das Erdwerk ansich ist aber noch sehr ursprünglich erhalten geblieben.





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schön sieht man wie nah die einzelnen Burgen an der Sense waren und wie gut sie Blickkontakt zueinander hatten. (map.geo.admin.ch)






Hälfeberg war eine der vielen Burgen an der Sense. Die Sense war sets Grenzgebiet der herrschenden Mächte, zuerst der Burgunder und Alemannen später der Savoyer und der Stadt Berner. Dadurch war praktisch jeder Übergang der Sense mit einer Burg bewacht, welche auch untereinander Sichtkontakt hatten. Schriftliche Hinweise über Hälfeberg aus der Zeit gibt es keine, was nur Vermutungen über seiner Geschichte erlauben.Trotzdem gab es schon um 1908/09 eine Ausgrabung auf der Burganlage von Emanuel Lüthi. Wahrscheinlich brachten die Zähringer, die späteren Stadtgründer, Vasallen aus ihrer Heimat in Südschwaben mit ins Uechtland und sidelte diese an der Sense an um das Herrschaftsgebiet der Zähringer zu schützen. Diese Vasallen, einer von diesen nannte sich "von Helfenberg" und war wohl ein Verwandter der Zähringer, nutzten z.T. schon bestehenden alten Refugien und baute diese aus. Einige dieser Anlagen wurden wohl nicht lange genutzt, andere wurden über Jahrhunderte immer wieder ausgebaut. Hälfeberg kann wohl als sehr frühe Anlage betrachtetet werden. Ein geschütztes Refugium oder Fliehburg. Die Ausbaustufen anderer Burgen, z.b. der Grasburg, mit Vorwerken, Wällen, und schliesslich Steinmauern und Türmen erreicht Hälfenberg nie. Die Ausgrabungen von 1908/09 brachten einige Erkenntnisse. So war der grosse Graben ursprünglich rund 14m tief und ca. 8m breit an der Basis. Zudem aus dem Sandstein gehauen, was ein riesiger Aufwand bedeutete. Mit dem Aushubmaterial und Rundsteinen aus der Sense wurde der Burghügel am Rand zum Graben künstlich erhöht. Ob das nun ein Wall oder eine kleine Motte war ist heute nicht mehr eindeutig zu erkennen. Zu erkennen sind alledings die Spuren der Grabung von 1908/09 die quer durch Graben, Wall und Burgplatz gehen, sowie einer Grabungsmulde auf dem zweiten Plateau.


Blick über den Graben auf den Burghügel. Gut zu erkennen die Tiefe und Breite des Grabens, sowie das steil abfallende Gelände rechts und links des Hügels


Die Aufschüttung auf dem Burghügel mit deutlichen Spuren der Grabungen von 1908/09. Sandsteinbrocken vom Graben und Rundsteine von der Sense


Das oberste Plateau. Der Burgplatz hat eine dreieckige Form und läuft gegen den Graben spitzig zu . Auch hier sind die Grabungsspuren noch zu sehen.
Die Grabung hier wurde bis auf den anstehenden Fels ca. 80cm tief gemacht, blieb aber ohne Befund.



Das zweite Plateau ist ca. 2m tiefer gelegen und hat auch eine dreieckige Form läuft gegen Westen spitz zu. Deutlich die Grabungsgrube von 1908/09
Die Grabungen hier brachten eine vertiefte Feuerstelle zum Vorschein welche mit zwei in den Sandstein gehauenen Stufen zugänglich ist. Gefunden wurden neben vieler Holzkohle auch viele Tierknochen, einige Keramikscherben, eine Pfeilspitze,
eine Münze, die ins zwölfte Jahrhundert datiert wurde und viele Eisen-Nägel. Die Nägel könnten auf ein Schindeldach hinweisen.
Die vertiefte Feuerstelle könnte ein Hinweis auf ein Grubenhaus sein das hier gestanden sein könnte. Etwa drei solcher Häuser hätten auf diesem zweiten Plateau Platz gehabt.



Planskizze eines Grubenhausen aus dem Bericht zur Ausgabung auf Helfenstein, wie der Heimatkundler Emanuel Lüthi 1908/09 es sich vorgestellt hat.
Grubenhäuser sind sehr einfache Häuser. Rechteckiger Grundriss mit Giebeldach. Das Dach mit Stroh oder Holzschindel gedeckt. Als besonderheit ist die
in den Boden vertiefte Wohngrube mit zentraler Feuerstelle. Ein sehr frühmittelalterlicher Haustyp, wie die Alemannen sie hatten.




Der Weg führt vom Waldrand her durch den Graben und südlich um den Burghügel zum dritten Plateau. Ist das dritte Plateau der Zugang zur Burg?
Vielleicht entstand der Weg auch erst später, die Funktion des Weges wäre dann aber nicht zu erklären. Ein anderer Zugang Zugang zur Burg ist nicht zu erkennen. Einen Zugang mit Brücke
über den Graben ist unwahrscheinlich, da der Grabe doch sehr breit ist.




der Weg führt weiter der Rippe entlang in nördlicher Richtung immer steiler werdend zunehmend halsbrecherisch bis zu den senkrechten Felswänden. Wer jetzt noch weiter will braucht Bergsteigerausrüstung!
Früher war der Weg für Eingeweihte sicher mit Leitern und Holztreppen passierbar gemacht worden um eine Fluchtmöglichkeit zu haben, falls die Burg angegriffen wurde.
Vom obersten Plateau führt auch ein solcher Fluchtweg in nördlicher Richtung der Felsrippe folgend hinunter zur Sense. Auch dieser ist halsbrecherisch und ohne Sicherungsseile viel zu gefährlich.
Eigentlich alle Burgen im Sensegraben hatten solche Fluchtwege. z.B. die Felsentreppe der Grasburg!




Von der Sense aus ist der Einstieg in den Weg rauf zum Burgplateau kaum zu finden! Auch hier waren ursprünglich Leitern, die den Auf- und Abstieg ermöglichten.
Das diese Wege noch heute benutzt werden erkennt man daran, dass hier schwarze Fixseile montiert sind! (auf den Foto schwach zu sehen!) Trotzdem ist der Aufstieg sehr rutschig und gefährlich!




Sicht von der Sense zum Burghügel der ca. 60m über dem Flussbett liegt. Die Wände gegen Westen und Süden sind absolut unpassierbar! Ein Zugang von der Sense aus ist nur von Norden her möglich!





Das IDAR-Geländebild zeigt die Anlage mit allen Details! Gut sieht man wie das Gelände genutzt wurde um mit möglichst wenig Aufwand ein Maximum an Schutz zu erreichen.
Um nicht in Gefahr zu laufen eingeschlossen zu werden, gabs sogar geheime Fluchtwege! (Bildquelle: Geoportal des Kantons Bern)


  1. erstes Plateau, mit Grabungsspuren
  2. zweite Plateau, mit Grabungsgrube
  3. drittes Plateau, der Zugang zur Burg?
  4. der Halsgraben
  5. Der Weg
  6. Der Wall oder die Motte
  7. Fluchtweg zur Sense
  8. Fluchtweg zur Sense



Quellen:
Emanuel Lüthi, "Bericht über die Ausgrabungen auf Helfenberg" Zeitschrift "Pionier" Band 31 Heft12, 1910
B.Schmid, F.Moser: Die Burgen und Schlösser der Schweiz, Kanton Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau (1.Teil)
Die Burgenkarte der Schweiz-West
Internet: Dillum: Die Burg Helfenberg bei Lanzenhäusern



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erstellt im Oktober 2015

Last updated: 1.Juli 2019


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