Schlosschäle, der unterste und auch grösste Raum, ca.8 x12m. Der Raum war wohl in der Mitte unterteilt. Zwei Seiten, die nördliche im Fels
und die westliche in Sandsteinquader gebaut, sind noch erhalten. Die beiden anderen Seiten sind verschwunden. Ein Schrägdach (oder Satteldach?) mit der Traufseite gegen Westen ist anzunehmen.
Der Raum befindet sich auf einer recht grossen ausgeebneten Terrasse.
Die Schlosschäle bei Hinterfultigen ist einer der interessantesten Orten im ganzen Üeuchtland. Abgelegen thront dieser Ort in mitten schroffen Sandsteinfelsen und steilen und glatten Runsen weit über dem Schwarzwasser.
Zwar sind Schwarzenburg, Rüeggisberg und der alte Jakobsweg nicht weit entfernt und doch wurde dieser Ort bewusst abgelegen und fast unerreichbar in unwegsamen Gelände angelegt. Felsenkammern auf zwei,
vom Gelände künstlich abgetrennten Felsenhügel zeugen noch heute von einstigen Bauten. Ein grosser Felsenbogen, Zwingherrenbogen genannt, gleich östlich auf dem nächsten Felsenband gelegen,
trägt zum mystischen Bild dieses Ortes bei.
Schon der Zugang zur Schlosschäle ist abenteuerlich. Hier sei schon mal gewarnt! Das Gelände ist sehr steil und gefährlich. Es gibt verschieden Zugangswege.
Meiner Meinung nach aber nur einer der mit zumutbarem Risiko begehbar ist. Diesen zu finden ist essentiell. Es gab schon tödliche Unfälle hier! Die Schwierigkeit des Weges würde ich mit T4 bezeichnen.
Andere Zugänge haben sicher T5 und mehr. Auch ändert sich das Gelände durch Erosion und Sturmschäden laufend. Auf eigene Gefahr und nicht mit Kindern!
Der Ort ist Natur pur und im Schutzgebiet Sense/Schwarzwassergraben gelegen. Bitte hinterlasst keine Spuren!
LIDAR Bild, die Anlage in unwegsamer felsiger und sehr abschüssiger Gelände. rot, die beiden Felsenhügel, blau, der Fels-Kamm mit den Zwingherrenbogen.
auf dem unterem Felsenhügel, der Raum in der Mitte, ca 10 x 4m. blau, die Balkenlöcher beidseitig fluchtend, rot, ungefähre Kontur der bearbeiten Felsen.
Links mit der Traufseite gegen Westen das schräge Dach. Beide Räume des unteren Felsenhügel wurden quer zu diesem in den Felsen gehauen und und mit eine Balkenlage versehen.
Längs über beiden Räumen war mindesten ein grosser weiterer Raum. Dieser war nur zum Teil im Felsen gehauen, der Rest wurde in Holz oder Sandsteinblöcken gebaut und nicht mehr erhalten.
Die offenen Wände wurden mit Sandsteinquader ohne Mörtel zu gebaut. Diese sind zum Teil noch gut erhalten.
Die Pfostenlöcher im mittleren Raum sind noch gut erhalten. Gut zu sehen auch die in den Felsen gehauene untere linke Ecke des darüber liegenden Raumes.
Der obere Raum auf dem oberen Felsenhügel. Auch dieser Hügel wurde durch einen in den Sandstein gehauenen Halsgraben vom Gelände abgetrennt. Der Hügel besitzt drei künstlich angelegte Geländeterrassen.
Bei einer, noch schwach erkennbaren, Vertiefung auf der mittleren Terrasse könnte sich eine Zysternenloch befinden. Zuoberst auf dem Hügel wurde längs einen Raum in den Felsen gehauen. Die südliche Wand ist
komplett aus Felsen. Während die östliche und westlich Wand zum Teil mit Sandsteinquader (orange markiert) ohne Mörtel gebaut wurde. Es könnte sich dort um eine Art Langhaus gehandelt haben.
Der untere Felsenhügel. Gut sieht man die Steilheit des Geländes.
Der Zwingherrenbogen ist befindet sich gleich östlich der Felsenhügel auf der nächsten Felsenrippe. Auch hier ist der Zugang heikel und nur mit absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zu begehen.
Hier geht es überall fast senkrecht runter! In jüngster Zeit ist einiges an Felsen weggebrochen. Auf alten Wappen von Hinterfultigen war der Bogen noch mit eine Tanne in der Mitte zu sehen.
Diese ist mit viel Gestein in die Tiefe gestürzt.
Der Bogen ist mächtig und wohl von der Natur so geformt worden. Jedenfalls sind keine Bearbeitungs-Spuren sichtbar. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Bogen und den Felsenkammern gibt ist völlig unklar.
Auch wer nicht an Kraftorte und Druidentempel glaubt, spürt das er an einem besonderen Ort ist. Die Eindrücke an diesem Ort sind einfach unbeschreiblich.
Durch einige Begehungen fachkundiger Leute in der letzten Zeit kann man doch heute sagen, dass es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine Anlage des Mittelalters handelt. Eine Fliehburg oder ein Versteck.
Auch die Flurnamen Schlosschäle und Zwingherrenbogen, weisen auf die Zeit. Ein Tempel der Druiden ist somit auszuschliessen. Der Ort hat aber wirkt trotzdem auf jeden Besucher besonders.
Was genau die Funktion der Schlosschäle war wird man wohl nie ganz genau herausfinden. Auch erste Ausgrabungen vor rund vierzig Jahren haben keine wichtigen Ergebnisse gebracht.
Leider wurden bis jetzt keine weiteren Untersuchungen gemacht. Eine genaue Kartografierung mit modernen Messmittel wäre sehr wünschenswert. Durch Erosion, Sturmschäden, Fallholz verändert sich der Ort stetig.
Wer weiss wie lange die Reste der Anlage noch sichtbar? Es wäre sehr schade wenn die Schlosschäle ohne entsprechende Dokumentation zu hinterlassen verschwinden würde.
Literatur und Quellenverzeichnis:
Fritz Guggisberg, Frühgeschichtliche menschliche Spuren in den Schlosschälen bei Hinterfultigen
Bilder: Harald Mischler